Angelika Kaufmann - Zebrzydowice
Die vielfach ausgezeichnete bildende Künstlerin und Illustratorin Angelika Kaufmann, *1935 bei Villach, studierte an der Hochschule für Angewandte Kunst und an der Kunstakademie in Krakau, Polen. Sie lebt und arbeitet seit vielen Jahren in Wien und in Warnungs im Waldviertel. Als freischaffende Künstlerin, Mitglied des Kunstvereins Kärnten und der Grazer Autorenversammlung nahm sie an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland teil. Seit den 1970er-Jahren ist sie zudem als namhafte Illustratorin von (Kinder-)Büchern – etwa von Christine Nöstlinger, Mira Lobe, Friederike Mayröcker, Elfriede Gerstl, Barbara Frischmuth und Günther Kaip – bekannt.
Kaufmanns tiefe Bewunderung für Wortkünstler beiderlei Geschlechts drückt sich in der Visualisierung von Text in den eigenen bildnerischen Werken aus: Mit ihrer charakteristischen Handschrift – einer gerundeten, schlaufenbildenden Lateinschrift – und raschen Strichzeichnungen füllt Kaufmann in konzeptuellen Reisekunstprojekten ganze Bücher; so auch jenes zu „Zebrzydowice“, das der ihr gewidmeten ÖBV Ausstellung 2011 den Titel gab. Die 25 Bahnfahrten nach der südpolnischen Grenzstadt Zebrzydowice in den Jahren 2010/11 manifestierten sich im Atrium in einer friesartigen Installation von über 200 eingescannten Buchdoppelseiten, die diese sich wiederholenden und trotzdem jedes mal anders erlebten Zugreisen in Wort und Bild festhielten.
Vergängliches durch das Schreiben und Zeichnen bannen, die Zeit vor- und zurückspulen können wie in einem Film sind wesentliche Elemente im künstlerischen Schaffen von Angelika Kaufmann und spiegeln sich auch in jenem unbetitelten Buchobjekt mit Pinselspuren von 1993 wider, das sich in der Kunstsammlung der ÖBV befindet: Unvergleichlich wie Kaufmann zigmal pro Tag, Woche für Woche ihren Tuschpinsel im Skizzenbuch abstreifte, die schwarzen Abdrücke mit Datierungen versah und aus dem Buch eine skulpturale „Zeitkapseln“ werden lässt.
Eine Nachlese zur Vernissage im ÖBV Atrium im Jahr 2011 und den ausgestellten Werken finden Sie hier.
Mehr über die Künstlerin erfahren Sie hier.
Text: Mag.a Maria Christine Holter, Kunsthistorikerin und Kuratorin in Wien
„4 ½ stunden hinfahrt, 4 ½ stunden aufenthalt, 4 ½ stunden rückfahrt. ,zebrzydowice‘ bestand aus der beschreibung der reise dorthin und wieder zurück. die erinnerungen an dieses projekt und an die öbv ausstellung werden in meinen gedanken eins.“
(Angelika Kaufmann, 2020)
die frage, ob das, was ich mache kunst ist, habe ich mir nie gestellt – meine arbeit ist meine existenz.“
© Fotos Vernissage: Johannes Novohradsky