Florentina Pakosta - Drehtür
Florentina Pakosta ist eine der bedeutendsten österreichischen Künstlerinnen der feministischen Avantgarde. Sie wurde 1933 in Wien geboren, studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien und absolvierte Studienaufenthalte in Paris, Prag und Amsterdam. Seit 1971 Mitglied der Wiener Secession, war sie 1975 die erste Frau im Vorstand dieser KünstlerInnenvereinigung und organisierte 1978 die bahnbrechende Ausstellung "Secessionistinnen". 1984 erhielt die Malerin, Grafikerin und Autorin den Preis der Stadt Wien für bildende Künste.
Pakostas Arbeiten wurden zwischen 1984 und 2018 mehrfach in Einzelpräsentationen in der Albertina ausgestellt, 2011 fand eine große Retrospektive im Leopold Museum statt und 2020 wurden ihre Werke in der Schau „Feministische Avantgarde. Made in Austria“ in der Sammlung Verbund gezeigt. 2009, mittendrin in diesem verdienten Würdigungsreigen, fand ihre Personale im ÖBV Atrium statt.
Die Ausstellung in der ÖBV umfasste Malerei und Grafik aus allen Schaffensperioden, wie jener der 1960er Jahre, in denen sich Pakosta vorwiegend mit dem männlichen Machtmonopol und der von der Gesellschaft zugewiesenen Rolle der Frau und Künstlerin auseinandersetzte. Im Zuge dessen entstanden auch die bekannten großformatigen Porträtzeichnungen von Personen in Führungspositionen sowie Charakterköpfe als Paraphrasen auf F. X. Messerschmidt. In den späten 80er Jahren schuf Pakosta Arbeiten zum Thema serielle Massenobjekte, nach dem Wendejahr 1989 gab sie jegliche Figuration auf. Seit 1990 entstehen die neokonstruktivistischen "Tricolore-Bilder", kraftvoll farbige Kompositionen, die den Zerfall der alten Ordnung nach dem Mauerfall und die permanente Neuordnung Europas widerspiegeln. Zu dieser Werkphase gehört auch die wunderbar ausbalancierte Zeichnung von 1993, die sich seit 2009 in der Sammlung der ÖBV befindet.
Eine Nachlese zur Vernissage im ÖBV Atrium im Jahr 2009 und den ausgestellten Werken finden Sie hier.
Text: Mag.a Maria Christine Holter, Kunsthistorikerin und Kuratorin in Wien
"Meine Kunst hat das ganze Haus total in Anspruch genommen. Im Gegensatz zu Ausstellungen in Galerien und Museen wurden die Arbeiten in der ÖBV Teil des sozialen Gefüges und Büroalltags."
(Florentina Pakosta, 2020)
… erst spät wurde mir klar, dass der Begriff der "Freiheit der Kunst" eine geschlechtsspezifische Freiheit meint, die auf undemokratische Weise einen Teil der Kunstschaffenden – die Frauen – ausschließt.
© Vernissagenfotos: ÖBV