Schifoan ist nicht immer das Leiwaundste
Skischuhe können den Skiurlaub abrupt beenden
Schneebedeckte Berge, die Sonne strahlt und der Himmel ist so blau, dass es fast schon kitschig ist. Endlich – wir sind im Skiurlaub angekommen! Meine Kinder sind schon längst die erste Piste runtergebrettert.
Gemächlich schwinge ich mich den steilen Hang hinunter. Zugegeben, nicht sehr elegant. Und ja, auch Übungshügel können verdammt steil sein. Vor allem, wenn man das letzte Mal auf Skiern stand, als es noch Röhrenfernseher und Vierteltelefone gab. Doch mit jeder Fahrt geht es leichter und besser.
Zu Mittag treffe ich meine Familie wieder beim Hüttenwirt. Die Kinder sind noch immer voller Energie und Tatendrang. Mein Mann sieht taufrisch aus – kein Wunder bei den Temperaturen. Nur ich bin schon fix und fertig. Aber jetzt beginnt erst die wahre körperliche Herausforderung: Das Tablett mit den Pommes, Schnitzeln und vier Skiwassern muss zum Tisch gebracht werden.
Was ich unter normalen Umständen mit einer Hand erledige, gestaltet sich hier beim Hüttenwirt zu einer Herkulesaufgabe. Der Grund dafür – Skischuhe! Wer die erfunden hat, muss bekennender Sadist gewesen sein. Diese Monster aus Hartplastik oder was auch immer sind nicht nur modisch der absolute Alptraum. Man kann damit nicht gehen. Es ist unmöglich, das Tablett von der Theke zum Tisch zu bringen, ohne dabei eine Spur aus Pommes im Lokal zu legen.
Zufrieden und satt sitzen wir nach dem Essen beisammen. Da meldet sich ein anderes menschliches Bedürfnis. Das zuvor konsumierte Skiwasser möchte offensichtlich in der Hütte bleiben. Was sich seit meinen Schulskikursen nicht geändert hat: Die WCs auf Hütten sind immer im Keller. War der Essentransport schon schwer genug – der Gang zur Toilette ist schier unmöglich. Unschlüssig stehe ich am Treppenabsatz und überlege, wie ich diese Hürde einigermaßen würdevoll meistere. Doch mein Körper pfeift auf Würde, schließlich muss er dringend was los werden. Ich kämpfe mich also seitlich die Stufen hinab und gelange unversehrt zur Pipibox. Jetzt nur noch zwölf Schichten Textilien loswerden. Nach einer gefühlten Ewigkeit habe ich auch diese an sich einfache Tätigkeit endlich hinter mich gebracht (was für ein Wortspiel!) und stapfe die Treppen wieder rauf. Doch leider haben das schon zu viele vor mir getan, und die Stufen sind vom geschmolzenen Schnee ganz glitschig. Skischuhe mögen ja Halt geben, aber nicht auf rutschigen Stiegen. Mit einem lauten Knall lande ich unsanft auf meinem Allerwertesten, nicht ohne mich vorher auf meiner linken Hand abzustützen. Ich weiß sofort, dass etwas gebrochen ist. Nicht nur weil ein unsäglicher Schmerz durch meine Hand schießt, sondern auch weil mein Handgelenk in einem recht ungesunden Winkel von meinem Unterarm wegsteht.
Im Krankenhaus fülle ich zähneknirschend das Unfallformular mit den Worten "auf der Klotreppe gestürzt" aus. Das Skifahren ist jetzt zwar vorbei für mich, aber wenigstens zahlt mir die Versicherung die Knochenbruchpauschale aus.