Barbara Höller - Barbara Höller und Fritz Ruprechter
Die Werke der 1959 in Wien geborenen Künstlerin Barbara Höller oszillieren zwischen experimentellen und konzeptuellen Verfahrensweisen. In ihrer forschenden künstlerischen Praxis beobachtet sie die materiellen Eigenschaften von Farbe und macht sich deren vielfältige physikalische und chemische Aggregatzustände zunutze. Als geometrische Malerin und Zeichnerin – Höller studierte neben Kunst auch Mathematik – interessieren sie minimalistische Strukturen und Modulsysteme, die von Linien beherrscht werden. Der Mensch in seinem sozialen und emotionalen Kontext kann in den großteils abstrakten Formengebilden ihrer zweidimensionalen Arbeiten, aber auch ihrer Objekte, Installationen, Foto- und Filmarbeiten mitgedacht werden.
2004 planten und gestalteten die einander freundschaftlich verbundenen Kunstschaffenden Barbara Höller und Fritz Ruprechter ihre Doppelpräsentation im ÖBV Atrium gemeinsam, was im Ausstellungsgeschehen der ÖBV Zentrale eher die Ausnahme darstellt. Umso spannender manifestierte sich das Aufeinander-zu-Arbeiten der beiden KünstlerInnen innerhalb der spezifischen Architektur des Atriums. Manche der Werke wurden eigens für diesen Raum und diesen „Paarlauf“ geschaffen: Für die eher niederen Seitenflügel des Atriums entwickelten Höller und Ruprechter jeweils friesartige geometrisch-abstrakte Werke, im Hauptraum und im Foyer hohe aufeinander abgestimmte Formate.
Das für die ÖBV Sammlung erworbene Wandobjekt Barbara Höllers, „Shadow Process“ von 2003, repräsentiert die damalige Arbeitsweise der Künstlerin, bei der sie MDF-Platten in einem mathematischen Raster mit Bohrlöchern überzog und diese mit Farbflüssigkeiten unterschiedlicher, meist graduell heller oder dunkler abgetönter Farbnuancen füllte. Der immer ein wenig anders ausfallende Befüllungsgrad bzw. Trocknungseffekt der Farben lässt die ansonsten streng durchkomponierten Werke „menschlich“ und auch vom Zufall gelenkt erscheinen, was der Künstlerin bis heute fundamentaler Teil ihres Konzepts ist.
Eine Rückschau zur Vernissage im ÖBV Atrium im Jahr 2004 finden Sie hier.
In unserem Buch "Kunst im ÖBV-Atrium (2005)" findet sich ebenfalls ein Beitrag über Barbara Höller.
Mehr über die Künstlerin erfahren Sie auf ihrer Website.
Text: Mag.a Maria Christine Holter, Kunsthistorikerin und Kuratorin in Wien
„Fritz Ruprechter und ich konzipierten die Ausstellung speziell für die Räumlichkeiten des ÖBV Atriums: Es war ein feines Zusammenspiel, obwohl wir ganz unterschiedliche technische Herangehensweisen haben.
Ich experimentierte in dieser Zeit mit Bohrungen in Holzplatten, Fritz trug Wachs auf Papierbahnen auf und bügelte sie – diese geschlechtsatypischen Arbeitsweisen amüsierten viele BesucherInnen.“
(Barbara Höller, 2021)
Ich erforsche das materielle Wesen von Farbe und lote deren physikalische und chemische Grenzen aus.
© Vernissagenfotos: ÖBV